Sehnsucht

Ich kenn' ein Land, es ist weit dahin,
Doch stets bin ich dorten in meinem Sinn;
Zwar redet man nicht meine Sprach' in dem Land,
Doch nimmer versteh' ich, was dort ich verstand.
Dieß Land, o seh' ich's denn niemals mehr?
O wenn ich nur einmal noch dorten wär'!

Und in dem Lande ein Städtlein ist,
So klein, daß es kaum hundert Spannen mißt,
Doch schließet dieß Stadtlein, so winzig klein,
Die größten der Freuden wohl in sich ein.
Dieß Städtlein, o seh' ich's denn niemals mehr?
O wenn ich nur einmal noch dorten wär'!

Und in dem Städtlein da ist ein Haus,
Da geht man viel lieber hinein, als heraus;
Da fänd' ich meine Ruhe gewiß,
Ich weiß ja, daß ich sie drinnen ließ. -
Dieß Haus, o seh' ich's denn niemals mehr?
O wenn ich nur einmal noch dorten wär'!

Und in dem Hause da wohnt ein Weib,
Ein wahrer Engel an Seel' und an Leib,
Der Himmel lacht aus dem Augenpaar,
Mein war dieser Himmel so ganz und gar;
Das Schicksal verstieß mich so grausam d'raus, -
Nie find' ich mehr Weiblein, Land, Städtlein und Haus.

Autor: Ignaz Friedrich Castelli

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