Sehnsucht

Morgenluft! die Wasser rauchen
In der heißen Sonne Gluth;
Weiße Wasserlilien tauchen
Blühend aus der tiefen Fluth.

Und vom Bord im weiten Schiffe
Blickt der Seemann still hinab
Nach dem hellen Felsenriffe,
In das kühle Wassergrab.

Immer länger blickt er nieder,
Immer ruhiger, voller Luft,
Lieb' und Sehnsucht füllen wieder,
Neu erwacht, die kalte Gruft.

Und im Grunde auf dem Meere
Wogt und sprüht es hin und her,
Und die weite Wasserleere
Scheint ein endlos Blüthenmeer.

Und aus weiter Wassertiefe
Klingt's herauf, ihn grüßend schon
Gleich, als ob die Liebe riefe
Mit der Sehnsucht Zauberton.

Still vom Bord im weiten Schiffe
Blickt der Seemann tief hinab,
Nach dem hellen Felsenriffe
In das kühle Wassergrab;

Bis es schäumt im Wassergrunde,
Und im Schiffe geht das Wort
Flüchtig um von Mund zu Munde:
Hoch! ein Mann! hoch über Bord!

Autor: Friedrich Brunold

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