Gedichte von Georg Scheurlin

Georg Scheurlin kam aus Deutschland und lebte vom 25.02.1802 bis 09.06.1872. Er war Schriftsteller. Aktuell haben wir 2 Gedichte von Georg Scheurlin in unserer Sammlung, die in folgender Kategorie zu finden sind:

Am Grabe meiner Tochter
Du ruhst in meinem Herzen,
Wo magst du stiller ruhn?
Ein Grab, von tausend Schmerzen
Behütet, deckt dich nun;

Ein Schlummerbett, bereitet
In Tränen, Klag' und Not,
Aus Allem was da scheidet
Das Leben von dem Tod.

Zu Füßen weiße Rosen,
Ein Myrtenreis im Haar,
Und auf dem makellosen
Herzen ein Lilienpaar, —

Ein Kreuz und eine Schale,
Ein ew'ges Licht dazu,
Schmücken als Totenmale
Die Stätte deiner Ruh.

Das Kreuz will ich erfassen
Als meinen Wanderstab,
Den trag' ich still, gelassen
Bis an mein eignes Grab.

Die Lampe will ich nähren
Mit meiner Liebe Brand;
Die Schale sei von Zähren
Gefüllt bis an den Rand.

So ruhst du mir im Herzen,
Das nimmer dich vermisst,
Weil du mit tausend Schmerzen
Ihm auferstanden bist.

Autor: Georg ScheurlinKategorie: traurige Gedichte

Einer Witwe am Grabe ihres Sohnes
Stiller ist's im Haus der Klage,
Nun das kranke Herz gebrochen,
Nun es mit dem letzten Schlage
Letztes Lebewohl gesprochen.
Jedes Auge blickt in Nacht,
Um den Frieden flehn die Seelen,
Um die kühlenden Juwelen,
Um der Tränen milde Macht.

Still ist's, — durch die öde Stätte
Zieht der bleiche Todesengel,
Dass er eine Krone bette,
Die er zögernd riss vom Stängel.
Wessen ist das teure Haupt?
Wes' die Frucht, die ernteschwere? —
Kalter Schnitter, welche Ähre
Hat dein Todesarm geraubt?

Eine Frucht? — Ach nimmer, nimmer!
Nenn' es eine Frühlingsblüte,
Einen Zweig, des holder Schimmer
Nach dem Ostermorgen glühte.
Und sein Ostermorgen kam.
Wollt ihr klagen, dass verloren
Was — in's ew'ge Licht geboren —
Früh den Weg des Lichtes nahm?

Treue Mutter, darfst du weinen
Um den Liebling deiner Schmerzen?
Nur das Leben trennt; es einen
Sich im Tod die milden Herzen.
Zu dem Vater hat der Sohn —
Geist zum Geiste — sich erschwungen;
Wenn die Harfe ausgeklungen,
Durch die Himmel zieht ihr Ton.

Ja zurück den theuern Erben
Hast dem Vater du gegeben;
Denn die Treue teilt im Sterben
Wie sie je getheilt im Leben.
Hier die Saat, die Ernte dort!
Du im Glauben, Er im Frieden!
Was die Liebe nie geschieden,
Trägt der Himmel ewig fort!

Autor: Georg ScheurlinKategorie: traurige Gedichte

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