November - Nebel
Der November-Morgen ist kalt und rau.
Autor: Roswitha Selle
Verbirgt die Stadt im hellen silbergrau.
Nebel kriecht durch Straßenecken,
versucht das Licht zu verstecken.
Er schleicht über Stadt, Feld, Flur und Fluss,
wie ein Fliehender, der von seiner Liebsten scheiden muss.
Aus der Mitte des dunklen Wolkenkranzes entspringt ein Sonnenstrahl.
Des Herbstes letzer Atemzug, sagt Adieu, noch ein letztes mal. .
Ein nasser kühler Wind durch die kählen Äste weht.
Ein vergessenes Blatt im Raigen um sich selber dreht.
Ein Zweig mit einem zarten Rose, sah ich trotzig stehn.
Sie rief zum Wind: „ ich bleibe hier, und werd nicht gehn!“
Eingeholt ist all die Ernte und Saat,
noch bevor der klate Winter naht.
In den Scheunen lagern Heu und Pflug,
Vorrat für Katze, Maus und Federvieh, genug.
Vögel ziehen ihre weiten Kreise,
sammeln sich zur großen Reise.
Fischer steuern heimwärts, holen ihre Netze ein.
wollen in kalten Nächten bei ihren Familien sein.
Der Bootsmann fährt unbeirrt den sicheren Heimathafen an.
Er holt die Segel ein und sichert es vor dem Klabautermann.
Die Krähe vom Baume den Winter an-kreicht,
Das Wasser dem frostigen Eise die Hände reicht.
Des Tages-Zeit schnell vergeht, in früher Dunkelheit.
Die Natur setzt sich zur Ruh, in wohl tuender Müdigkeit.
Kinder, singend von Sankt Martin durch die Straßen ziehn,
Ihr Licht erinnert uns, an die Armen, die vor der Kälte fliehn.
Zehre von des Jahres Erinnerung und Fülle,
komm zur besinnlichen Ruh und Stille.
Zünde eine Kerze an, trinke ein Glas erlesenen Reben,
lese von Weisen, die in Worte fassten, unser welten Leben.
In die Ferneschweifend, erinnere ich mich an alle Lieben,
die im Himmelreich und nicht auf Erden blieben.
Alles wird irgendwann ein Ende haben, nichts ewig besteht,
damit Neues beginnen kann und die Welt sich weiter dreht.
Lass die vergangenen Tage vor den Augen vorüber ziehn.
Mit Aufgang der Morgenröte, auf den Wolken der Zukunft entfliehn.
Ich folge dem Leuchten eines Sternes. Er Zeigt ein Kind neuer Zeit.
Auf diesem Weg erwartet uns Hoffnung, Segen und Fröhlichkeit.
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